Das Eichhörnchen-Enigma

Kondenswolken bildeten sich bereits an den Lippen des Schwarzhaarigen Kadetten, während er und sein blonder Begleiter sich langsam aus ihrem provisorischen Versteck erhoben, welches sie notgedrungen einige Tage vorher errichtet hatten. Eigentlich war es nur eine mit mehreren abgeranzten Holzplatten abgedeckte Nische zwischen zwei Fundamenten, doch war das auch alles was sie benötigten. "Bei dem Wetter lohnt es sich nicht, eine Zigarette draußen anzumachen. Ich hasse den Geschmack nassen Tabaks." gab er nur beifällig an Drake weiter, als dieser die Holzplatten wieder an ihren ursprünglichen Ort gelegt hatte. "Aber dieses nasskalte Wetter hat auch seine Vorteile. Sobald die Sonne untergegangen ist, sollten wir mit dem Nebel ein leichtes Spiel haben." Er klopfte sich noch etwas Dreck von seinen Knien, bevor er den schlecht gekritzelten Plan aus seiner Hosentasche holte, der die beiden angeblich zum altbekannten Eichhörnchen führen sollte. Der Schreiberling ihrer Kapitänin war fürs Niederschreiben zu gebrauchen, aber wirklich viel Sinn konnte Alec der halbherzigen Zeichnung nicht abgewinnen. Hätte der Hämpfling es nicht unter Androhung von Prügel etwas genauer erklärt, hätte sich an diesem Umstand wohl auch nichts geändert. Aber so oder so, es war das Einzige was sie zur Verfügung hatten.

"Wir sollten definitiv jemanden finden, der besser darin ist, Pläne für die Nachwelt festzuhalten" Gab er amüsant von sich, ehe er das Stück Papier an Drake weitergab. Aber so liefen sie wenigstens nicht Gefahr, ein wertloses Schriftstück für ihre Vorgesetzte zu hinterlassen. Er musste beim Gedanken an den Gesichtsausdruck ihrer Kapitänin ein Schmunzeln unterdrücken. Die beiden schafften es aber auch immer, die kuriosesten Mitglieder der Marine um sich zu scharen. "Wenn der Dienstplan stimmt, löst die Wache gleich ab. Dann sollten wir uns außen herumschleichen können, um in das Gefängnis zu kommen. Ich hoffe nur, der kleine Wicht hat sich nicht in der Zelle geirrt. Wir haben nur eine Chance. Reicht schon dass wir nicht wissen, ob die kleine uns überhaupt irgendwas zu sagen hat. Hast du einen Plan B?" Er wandte sich mit erhobener Augenbraue an seinen Partner. Die ganze Sache mit dem Eichhörnchen war die Idee des Blonden gewesen, wobei auch Alec die Prügel im Omega nicht auf sich sitzen lassen wollte. Dass sie dabei gewonnen hatten, war nebensächlich. Es gab nun mal Dinge im Leben, die man mit Nachdruck noch mal festhalten musste.

Drake richtete sich wieder auf, nachdem er ihr provisorisches Versteck zwischen zwei Fundamenten verlassen hatte. Zwischen seine Lippen hatte er sich eine nicht angezündete Zigarette gesteckt, einfach um das Risiko erwischt zu werden zu minimieren. Denn es gab nicht viele Marinesoldaten, die innerhalb der Marinebasis rauchten, weshalb der Geruch sofort auffallen würde. "Mach dir nicht so viele Gedanken, es ist nicht das erste Mal das ich mich bei einer Frau ins Haus schleiche und wird bestimmt auch nicht das letzte Mal sein", antwortete der blonde Raucher nur humorvoll auf die Aussagen von Alec. Er hatte sich auf Water Seven so oft am Sicherheitsdienst seines Erzeugers vorbeigeschlichen um die Gesellschaft hübscher Frauen zu genießen, dass dies alles für ihn schon fast Routine war. Auch wenn der gezeichnete Plan des schmalen Schreiberlings alles andere als gut war, würden die beiden ihr Ziel schon erreichen. Kompetent genug war das Duo dazu allemal.

"Nicht das die Pläne für uns noch völlig wertlos sind", gab der Raucher mit einer Anspielung auf die Kapitänin zurück. Nicht nur das die Marinistin die beiden im Krankenzimmer belästigt hatte, hatte Sie die beiden auch noch zu einem speziellem Training verdonnert. Wie jede andere Frau, konnte sie den ehrgeizigen Raucher nicht in Ruhe lassen. Doch wurde der Raucher von Alec aus seinen Gedanken gerissen. "Die Kleine wird uns schon was sagen, entweder verfällt sie wie das letzte Mal deinem Charme. Oder ich wechsle auf die härtere Gangart, die ist Ihrem fischigen Freund schon nicht gut bekommen. Einen Plan B? Lass dich überraschen", beendete er grinsend seine Antwort, ehe es auch schon zum Schichtwechsel kam. Beide nickten sich zu und dann ging es auch schon los. Beide schlichen im Schutze des Nebels ungesehen an ihren Zielpunkt, ein Fenster das mit Gitterstäben verschlossen war. Doch das sollte dank der Unterweisung zum Busoushoku no Haki kein Problem darstellen. Mit einem kalten Grinsen wandte er sich an seinen stämmigen Begleiter. "Das hier wäre doch ein Job für dich", gab er locker von sich und nickte in Richtung der Gitterstäbe. Sollte Alec diese auseinanderbiegen, sollte Drake ohne Probleme durchpassen und könnte dann von innen den Seiteneingang öffnen, damit Alec ihm folgen könnte. Und dann waren die beiden Ihrem Ziel wieder einen Schritt näher.

Alec schaute nur zweifelnd auf die vier Gitterstäbe hoch, die gut drei Meter über dem Boden lagen und Einlass in den Korridor gewähren sollten. Dass er selber mit seiner Körpergröße nicht durchpassen würde hatte er sich bei der Konzipierung des Plans schon gedacht, aber so ganz idiotensicher kam ihm das Ganze noch nicht vor. Zum Guten oder zum Schlechten - Er kannte Drake nun zumindest so gut, dass er sich seiner Schwächen und Charaktereigenschaften zumindest im groben Maße bewusst war. Bevor er sich also der Gitterstäbe annahm, packte er sich den Schönling noch ein mal mehr freundschaftlich als aggressiv und zog ihn am Kragen an sein Gesicht heran, die andere Hand damit beschäftigt, dem Kettenraucher den Zeigefinger in die Brust zu drücken. "Keine. Kippe. Wenn ich dich gleich mit einer erwische oder auch nur die Nuance von Tabak in meiner Nase verspüre, rauche ich die ganze Schachtel vor dem Wachpersonal, verstanden?" Mit einem Grinsen lies er den Blonden wieder los. Wenn er keine rauchen durfte, durfte Drake das auch nicht. Da war aber nun mal das Problem, dass der Möchtegern-Aristokrat gerne mal das tat was er wollte, wenn er für sich alleine war.

Ohne einen weiteren Kommentar sprang der Schwarzhaarige also zu den Gitterstäben hoch, verkeilte seine nun in Klauen verwandelten Füße in den modrigen Steinen der Fassade und begann, die mittleren Gitterstäbe unter Einfluss des Rüstungshakis auseinanderzubiegen. Tatsächlich konnte er sie biegen ohne sie sonderlich zu beschädigen - Was auch seinen Sinn hatte. Die beiden hatten nicht vor irgendwelche Beweise zu hinterlassen, mit denen man sie später wieder rügen konnte. Eine Rüge machte ihnen zwar an und für sich nichts aus, aber auf Dauer war es nervig, sich den Scheiß wie auf einer Schallplatte immer und immer wieder anzuhören. Ohne weitere Zeit in dieser Person verschwenden zu wollen, ließ der Zoan-Nutzer sich wieder leise zu Boden fallen, wohlbesonnen, dabei keinen Lärm zu machen.

"Du kommst alleine hoch, oder? Ich warte am Nebeneingang. Zwei Minuten, danach Blasen wir den Scheiß ab. Wie ich die Kapitänin kenne, werden wir hierzu nicht noch mal die Möglichkeit bekommen" Er musste Drake dazu nicht ins Gesicht schauen, jeder Punkt war bereits penibel durchgeplant. Es war ein gutes Gewühl zu wissen dass man einen Partner hatte, der das eigene Mindset zu teilen wusste. Weniger gewöhnungsbedürftig war dabei das Kribbeln in seinen Händen, nachdem er sein Haki nicht mehr auf sie konzentrierte. Es war wahrlich eine nützliche Fertigkeit, die er aber noch nicht ganz in seinen Stil zu implementieren wusste. Und es bereitete ihm auch einige Sorgen, dass die beiden in Ihrem Training soweit noch keine Hürde angetroffen hatten.

Drake grinste nur kalt als ihn Alec am Kragen packte, als ob sich der blonde Raucher auch nur ein bisschen von diesem Monolog beeindrucken lassen würde. "Sobald ich drinnen bin, rauche ich erst einmal alle meine Zigaretten auf. Sind auch nur 102 Stück, wird also nicht lange dauern", gab der Raucher mit provokativem Grinsen zurück. Alec wusste aber bestimmt, dass Drake so reagieren würde, dafür kannten die beiden sich schon lange genug. "Willst du jetzt endlich die Gitterstäbe auseinander biegen oder kann ich schon mit dem Rauchen anfangen?" Und kaum hatte Drake seine Aufforderung beendet, endlich zu beginnen, sprang der Schwarzhaarige zu den Gitterstäben hoch und begann diese mit Hilfe des Rüstungshakis auseinanderzubiegen.

"Hat ja auch lang genug gedauert", kam es mit einem kalten Grinsen vom Raucher, ehe er vom Boden absprang und mit einem Satz durch die auseinandergebogenen Gitterstäbe sprang. Leise landete er im Inneren auf seinen Füßen, er schaute sich einen Moment im Schutze der Dunkelheit um. Doch wie erwartet war hier gerade niemand, also begann Drake sich auf den Weg zum Seiteneingang zu machen. Dabei steckte er sich eine Zigarette zwischen die Lippen. Ganz ohne den Geschmack der Glimmstängel konnte er dann doch nicht, auch wenn er dem Drang diesen anzuzünden noch widerstehen konnte. Vorsicht schaute er um jede Ecke, doch hier war alles leer. Da waren ja die Zimmer der Damen von Water Seven besser bewacht. Nach kurzer Zeit erreichte der blonde Raucher auch schon die Tür zum Seiteneingang. Er wollte die Tür schon öffnen, ehe er noch einen kurzen Moment inne hielt. Mit einem kalten Grinsen im Gesicht holte er sein Feuerzeig aus seiner Brusttasche hervor, nur um sich einen Augenblick später die Zigarette zwischen seinen Lippen anzuzünden. Dann öffnete der blonde Raucher auch schon die Tür und erblickte Alec. "Na noch nie eine offene Tür gesehen? Wird Zeit das wir weitergehen", kam es humorvoll vom blonden Raucher, ehe er einen kräftigen Zug nahm und den Rauch seinen Kameraden entgegen blies.

Alec hatte zwar von zwei Minuten gesprochen, doch gab er bereits nach gut 20 Sekunden auf im inneren Monolog weiterzuzählen, insbesondere weil er sich der Tatsache bewusst war, dass Drake ohnehin die Chance nutzen würde, ihn entweder mit angezündetem Glimmstängel zu begrüßen oder absichtlich bis zur 121en Sekunde zu warten, ehe er ihm das eiserne Tor vor der Nase aufschlug. Auf eines der Beiden würde es hinauslaufen, da war der Hüne sich sicher, weshalb er sich schlicht dazu entschloss sich mit verkreuzten Armen an der Fassade anzulehnen und dabei gedanklich noch mal den Weg durchzugehen, den der Schreiberling ihrer Kapitänin ihm beschrieben hatte. Die Nachtschicht machte in der Regel nur jede Stunde einen Abstecher in die unteren Kerkerzellen, was für ein Gespräch vermutlich genügen sollte. Und da zwecks Ablöse ein mal das ganze Gebäude abgegangen wurde, startete der Timer für sie gerde in diesem Moment von vorne.

Ohne auch nur eine Sekunde gedanklichen Leerlauf zu schaffen, erhallte auch schon das befriedigende Geräusch eines sich bewegenden Schlosszylinders, hinter welchem sich - wie zu erwarten - das selbstgefällige Grinsen seines Partners versteckte, inklusive Zigarette. "Die nächste Packung geht auf dich, Schnösel" kam es nur unernst und abwertend vom Hünen, der sich nicht die Mühe machen wollte seine vor wenigen Minuten ausgesprochene Warnung in die Wirklichkeit umzusetzen. Außerdem war die Kippe gerade erst angezündet worde, den Spaß ließ er dem blonden Hübschling also durchgehen. Eigentlich wollte er selber ja auch nur eine rauchen.

"Ich nehme an du hast niemanden gesehen? Dann waren die Infos von diesem Hämpfling wohl was wert. Ich bin mir nur nicht sicher, ob er seiner Herrin nicht schon längst von unserem Vorhaben berichtet hat" Alec setzte sich bereits in Bewegung, während er sich flüsternd weiter mit Drake unterhielt. "Wir haben ihn zwar ein bisschen in die Irre geführt, aber solange dieser Speichellecker Fynn in der Basis stationiert ist, ist niemand wirklich sicher" Sein Blick wandte sich nach Vorne. Wirkllich viel Auswahl hatten die beiden nicht wirklich bei der Auswahl ihrer Wege, sodass sie innerhalb weniger Minuten bereits auf ihr Ziel zusteuerten. Alec konnte die am Boden kauernde Silhouette schon von Entfernung ausmachen, immerhin hatte er sich im Omega ziemlich konzentrieren müssen, um seine Gegenspielerin überhaupt beobachten zu können.

Fast so als würde er höflich anklopfen wollen, haute Alec mit seinen Fingern einige Male gegen die gut zwei Meter hohen Gitterstäbe, bis er schließlich eine subtlie Reaktion bei der Gestalt bemerkte. Er konnte es zwar nicht genau sehen, aber just in diesem Moment spürte er wie sich zwei hasserfüllte Augen auf ihn legten, was ihm prompt ein genüssliches Grinsen auf die Lippen zauberte. "Bonjour, mon cheri! Es ist zwar nicht der romantischste Ort, aber ich hatte irgendwie das Bedürnis danach, mich noch mal etwas ausfürlicher mit dir zu unterhalten."

Der Schnösel begnügte sich indes damit, sich gleich den nächsten Tabak-Stängel zwischen die Lippen zu klemmen und halbherzig am Eingang zu den Zellen nach möglichen Bewegungen zu horchen. Ob des mangelnden Diplomatie-Verständnisses seines Partners kam ihm das also ganz recht, konnte er sich nun voll und ganz seiner nicht ganz freiwilligen Gesprächspartnerin widmen. Diese schaute dem schwarzhaarigen Soldaten nur abwertend und hasserfüllt in die Augen. Selbst in den düsteren Lichtverhältnissen konnte Alec noch mit Leichtigkeit die Blessuren an ihrem Körper ausmachen, die er selber ihr zugefügt hat.

"Ich habe dir nichts zu sagen." kam es abweisend von ihr, woraufhin ihr Blick sich fast schon kraftlos gen Boden richtete, fast schon als wäre die Gesellschaft ihrer beiden Widersacher ihr eigentlich egal. Vermutlich wusste sie, wie zwecklos ihre Situation war.

"Was? Ihr freut Euch nicht mich zu sehen? Ich bin schockiert!" schauspielter Alec nur als Erwiderung, während er sich auf deine Knie begab und der Eichhörnchen-Dame eine Zigarette durch die Gitter anbot. Quittiert wurde seine freundliche Geste mit einerm erneut hasserfüllten Blick, diesmal aber wohl aufgeweicht durch das Bedürfnis, irgendetwas anderes zu tun als sein Dasein einsam in einer Zelle abzufristen. Bevor sie sich jedoch entscheiden konnte, warf der Hüne ihr die Zigarette jedoch mit einem Seufzer zu, samt Feuerzeug, welches er aber gleich wieder zurückforderte. Nach kurzem Zögern bemühte sich die Gefangene also so gut es ging, sich den Glücksstängel im Mund anzuzünden, was ob ihrer Handschellen vermutlich ein ziemliches Hindernis war. Als sie schlussendlich jedoch ihren ersten Zug nahm und fast schon erleichtert mit dem Rücken zu wand saß, machte Alec einen zweiten Versuch, endlich eine produktive Konversation zu eröffnen.

"Hey, unter uns - Du weißt, warum du hier sitzt, und warum du den ganzen Schmerz spürst. Alles eine Konsequenz deines eigenen Handelns, also tu nicht so, als wäre ich schuld dran" versuchte er die Stimmung aufzulockern, mit Erfolg. Seine Widersacherin aus dem Omega schaute ihn zwar immer noch skeptisch, nun aber weitaus weniger feindselig in die Augen. "Okay, und was gewinnst du jetzt daraus? Ich habe keine Ahnung weshalb ihr beiden Stiefellecker hier seid, aber ich kann euch nicht mehr sagen, als ihr schon wisst" Gab sie erschöpft von sich, ihre Stimme ob des nikotinhaltigen Rauches nasal. Alec jedoch zuckte nur mit den Schultern. "Ich bin mir sicher, dass dir noch irgendwas einfallen wird, was du bisher vielleicht vergessen hast"